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Dogukan Isik

Animal Hoarding - Anwalt für Strafrecht klärt auf

In 45% aller deutschen Haushalte leben Haustiere. Tiere sind ein fester Bestandteil vieler Familien und aus dem Leben vieler Menschen nicht wegzudenken. So weit, so gut. Doch laut zahlreichen Studien und Berichten sowie meiner eigenen Wahrnehmung als Strafverteidiger in Hannover, gibt es ein wachsendes Phänomen: Animal Hoarding. Doch was genau ist das und inwiefern ist dieses Thema strafrechtlich relevant? Diese und weitere Fragen möchte ich als Strafverteidiger aus Hannover in diesem Beitrag klären.


Was ist Animal Hoarding? 

Der Begriff "Animal Hoarding", auf Deutsch Tierhortung, beschreibt die krankhafte Sucht, Tiere in großer Zahl zu sammeln. Betroffene Personen halten oft eine unüberschaubare Menge an Tieren und beschaffen sich ständig weitere, ohne Rücksicht auf die Umstände. Das bedeutet jedoch nicht, dass jemand, der viele Tiere besitzt, automatisch ein Animal Hoarder ist. Typisch für Animal Hoarding ist vor allem, dass die Tiere auf engem Raum leben müssen und der Halter nicht erkennt, dass die Tiere unter den schlechten Haltungsbedingungen leiden. Es gibt verschiedene Typen von Animal Hoarding:


Rettung

Dieser Typ sammelt Tiere aktiv, überzeugt davon, dass nur er ihnen ein gutes Leben bieten kann. Er nimmt jedes Tier auf, bis er sie nicht mehr vernünftig versorgen kann. Der Retter leidet unter extremer Todesangst und lehnt Euthanasie bei schwer leidenden Tieren strikt ab.

Ausbeutung

Er sammelt Tiere aus eigennützigen Gründen, etwa als Statussymbol. Es fehlt ihm an emotionaler Bindung zu den Tieren, und er zeigt keinerlei Schuldgefühle über ihr Leiden. 

Übertriebene Pflege

Diese Person ist oft sozial isoliert und kümmert sich anfangs gut um die Tiere. Doch mit der Zeit wächst die Zahl der Tiere unkontrolliert. Tiere haben für ihn einen hohen Stellenwert, und er vernachlässigt Maßnahmen wie Kastration oder Geschlechtertrennung, um die Vermehrung zu stoppen. 

Züchtung

Diese Person beginnt mit der Zucht von Tieren für Ausstellungen und den Verkauf, verliert jedoch bald den Überblick über die zunehmende Anzahl der Tiere.

Der beginnende Hoarder

Dieser Typ hält seine Tiere noch in akzeptablen Bedingungen, steht jedoch am Anfang einer möglichen Verschlechterung der Situation. Es gibt auch Mischformen der beschriebenen Hoarder-Typen.




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Wie ist dieses Verhalten rechtlich zu beurteilen?

Das Leid, das Tieren in Hoarding-Fällen zugefügt wird, ist weitaus gravierender und betrifft oft viele Tiere über einen langen Zeitraum. Die Tiere sind häufig stark unterernährt, dehydriert und leiden unter Parasiten, Infektionen sowie unbehandelten Krankheiten und Verletzungen. Laut dem Hoarding Animals Research Consortium (HARC) ist die Luft in den Wohnräumen der Hoarder durch Fäkalien so stark mit Ammoniak belastet, dass sie Atemwegsreizungen verursacht und die Räume für Menschen unbewohnbar macht. Diese extrem unhygienischen Bedingungen, der Mangel an Nahrung, tierärztlicher Versorgung und sozialem Kontakt führen zu einer massiven Verwahrlosung der Tiere, die oft anhaltende Schmerzen und Leiden ertragen müssen.


Diese Zustände erfüllen den Straftatbestand der Tierquälerei nach § 17 Nr. 2 b Tierschutzgesetz (TierSchG), der auch durch Unterlassen begangen werden kann, wenn eine Garantenstellung gemäß § 13 Strafgesetzbuch (StGB) vorliegt. Diese Garantenstellung verpflichtet den Tierhalter sicherzustellen, dass die Tiere keine vermeidbaren Schmerzen, Leiden oder Schäden erleiden, und ergibt sich aus § 2 Nr. 1 TierSchG. Bei der Hundehaltung werden diese Pflichten durch die Tierschutz-Hundeverordnung zusätzlich konkretisiert.


Nach § 2 Nr. 1 TierSchG muss jeder, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen. Diese Pflichten, einschließlich der notwendigen tierärztlichen Versorgung, sind verbindlich. Verstöße dagegen können auch ohne zusätzliche behördliche Auflagen als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.


Welche Strafe droht?

Für Tierquälerei können Gerichte eine Höchststrafe von bis zu drei Jahren Gefängnis verhängen, wenn jemand vorsätzlich Tiere quält und die Tat vollendet. Alternativ dazu ist auch eine Geldstrafe möglich, sowie ein zukünftiges Verbot, Tiere zu halten. Es ist wichtig anzumerken, dass Gerichte nicht nur Personen bestrafen, die Tiere aktiv quälen. Auch wer kranken oder verletzten Tieren keine Hilfe leistet, kann vor Gericht gestellt werden und sich wegen Unterlassung der Tierquälerei strafbar machen. Personen sind verpflichtet, wenn es "möglich und zumutbar" ist, Hilfe zu leisten, indem sie zum Beispiel ein Tier in eine tierärztliche Praxis bringen oder medizinische Hilfe rufen. Unterlassung stellt eine strafbare Handlung dar. Besonders für Personen, die Tiere besitzen, oder zu ihrer Pflege verpflichtet sind, besteht die gesetzliche Pflicht, sich um ihre Schützlinge zu kümmern. Tierhalter sind gesetzlich verpflichtet, für das Wohlergehen ihrer Tiere zu sorgen. Wenn sie dies nicht tun, können sie mit harten Strafen rechnen, einschließlich Gefängnis, Geldstrafe und einem Verbot, weiterhin Tiere zu halten.


Fazit

Als Anwalt für Strafrecht aus Hannover habe ich gesehen, wie wichtig es ist, das Phänomen des Animal Hoarding rechtlich zu verstehen. Die strafrechtlichen Konsequenzen für Tierquälerei, sei es durch aktive Misshandlung oder Unterlassung, können erheblich sein. Tierhalter sind gesetzlich verpflichtet, für das Wohl ihrer Tiere zu sorgen, und Verstöße können zu Gefängnisstrafen, Geldstrafen und einem Verbot der Tierhaltung führen. Wenn Sie mit rechtlichen Fragen oder Vorwürfen konfrontiert sind, stehe ich Ihnen zur Seite.





Bild: Adobe Stock - 290805450 - Erik Lam

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